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Damit alle den Fahrtwind im Haar spüren

Seit diesem Frühling chauffieren Ruth Hess (56) und Andreas Hänni (64) mit ihrer Velo-Rikscha  Seniorinnen und Senioren durch die Gemeinde Köniz – und werden auch mal gebeten, doch bitte «etwas schneller zu fahren».

Links im Bild stehend neben dem Velorikscha ist Ruth Hess zu sehen. Rechts im Rikscha-Sattel sitzt Andres Hänni. In der Fahrkabine des Rikschas sitzt eine Seniorin. Zu ihren Füssen liegt das Fuss Velo Köniz Logo.
Ruth Hess und Andreas Hänni fahren ihre Gäste mit der Rikscha quer durch Köniz. Foto: Regine Strub

Den Wind in den Haaren spüren. Die Natur riechen und hören. Die Landschaft an sich vorbeiziehen lassen. Und die Launen des Wetters spüren. Das ist es, was Ruth Hess und Andreas Hänni aus Köniz am Velofahren ganz besonders mögen. Dieses Freiheitsgefühl wollten die beiden auch Menschen ermöglichen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und sich nicht selber auf einen Velosattel schwingen können. Aber wie?

Jede Fahrt ist ein Erlebnis

Auf einer Velotour kam ihnen schliesslich die zündende Idee: Die Umweltingenieurin und der pensionierte Maschinenmechaniker beschlossen, eine Velo-Rikscha anzuschaffen. Es folgte eine intensive Suche nach dem passenden Gefährt. Bei einem Velohändler in Kriens wurden die beiden schliesslich fündig. Im Frühling dieses Jahres folgte der nächste Schritt: Hess und Hänni gründeten den Verein «VeloRes» und bieten seither – mit Unterstützung von Fuss Velo Köniz – Seniorinnen und Senioren aus der Gemeinde Ausfahrten mit der Rikscha an.

Ruth Hess und Andreas Hänni holen die vorwiegend älteren Fahrgäste zu Hause ab und «entführen» sie während ein bis zwei Stunden ins Grüne. Ob durchs Köniztäli, zu den schmucken Weilern Herzwil und Liebewil oder an die Aare, «jede Fahrt ist ein Erlebnis», sagt Ruth Hess.

Von früher erzählen und in Erinnerungen schwelgen

Sie seien jedes Mal von neuem begeistert, was eine solche Auszeit mit diesen Menschen macht. Die Gäste seien jeweils sehr aufmerksam und schauten sich interessiert in der Gegend um. Manche kommentieren ihre Entdeckungen, begännen von früher zu erzählen und schwelgten in Erinnerungen. Andere stimmten ein Liedchen an und winkten den Menschen zu, an denen sie vorbeifahren, sagt Andreas Hänni.

Auf den Ausfahrten komme es zudem immer wieder zu rührenden Begegnungen. So wie kürzlich, als er mit einer älteren Dame durchs Köniztäli fuhr und diese einen ehemaligen Arbeitskollegen erblickte. «Sie bat mich umzukehren, damit sie sich mit ihm austauschen konnte.» Und da ist noch die 90-jährige Frau, die Andreas Hänni aufforderte, er möge doch bitte «etwas schneller fahren».

Alle sollen den Fahrtwind im Haar spüren dürfen

Gerne würden Ruth Hess und Andreas Hänni solche Erlebnisse mehr Menschen ermöglichen. «Noch sind wir nicht überlastet», sagt Hänni. Gerade bei älteren Menschen seien gewisse Hemmungen da. «Etliche trauen sich das gar nicht mehr zu und kontaktieren uns wohl deshalb nicht», sagt Ruth Hess. Daher ruft sie die Angehörigen dazu auf, selber Initiative zu ergreifen, um ihnen eine Ausfahrt mit der Rikscha zu ermöglichen. Zum Beispiel, indem sie bei «VeloRes» einen Gutschein bestellen.

Das Engagement des Vereins «VeloRes» ist gratis, allerdings sind Spenden sehr willkommen. Die bei den können sich zudem gut vorstellen, künftig auch Kindern und Jugendlichen mit einer Beeinträchtigung ein Veloerlebnis zu ermöglichen. Denn alle sollen den Fahrtwind im Haar spüren dürfen.

Aufgezeichnet von Lisa Stalder

Weitere Informationen

www.velores.ch

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